Das ist eine nicht ganz einfach zu beantwortende, aber sehr wichtige Frage, deshalb möchte ich versuchen, so gut ich kann darauf einzugehen.
Meine Kündigung bei der Polizei war ein Schritt, der mir sehr schwergefallen ist, den ich aber gehen musste.
Es gibt ein extremes Ungleichgewicht zwischen Tätern, die sich per se an keinerlei Gesetze halten, und den Ermittlern, denen durch immer strengere Vorschriften nicht nur die Hände gebunden sind, sondern die regelrecht handlungsunfähig gemacht werden. Sie müssen sich von Menschen, die weder den Rechtsstaat, noch die Unantastbarkeit der Würde anderer achten, beschimpfen, verunglimpfen und provozieren lassen, und sobald sie auch nur annähernd versuchen, sich zu verteidigen, wird irgendwo ein Smartphone gezückt, die Szene gefilmt und dann isoliert und aus dem Zusammenhang gerissen unter Vortäuschung falscher Tatsachen ins Netz gestellt.
Doch damit nicht genug. Anstatt dass diejenigen, die tagtäglich ihr Leben für unsere Gesellschaft riskieren, Rückhalt von vorgesetzten Stellen bekommen, werden öffentlichkeitswirksam Disziplinarverfahren eingeleitet und sie werden im Regen stehengelassen. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, stellen sich führende Politiker vor Kameras und stellen die gesamte Polizei unter Generalverdacht, weil es gerade opportun ist und zudem vielleicht Wählerstimmen vom linken Rand der Gesellschaft bringt. Rückgratlos und feige.
Ich bin ein absoluter Verfechter der Meinung, dass die Demokratie unter allen möglichen Regierungsformen die mit Abstand beste und hinsichtlich Menschlichkeit die einzig richtige Form des Zusammenlebens darstellt. Wenn der demokratische Gedanke aber - so wie teilweise bei uns - bis ins Bizarre überdreht wird, und sich der Schutz und die Besorgnis von Führungskräften, Politikern und Justiz mehr um Täter als um Opfer oder Polizisten drehen, kann und möchte ich das nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, der mich dazu bewogen hat, den Dienst zu quittieren, und das ist mein letzter Fall, in dem meine Schwester Kirsten entführt und gequält wurde, um mich zu treffen. Das hat mir gezeigt, dass ich die Menschen um mich herum nicht schützen kann, solange ich im Fokus von Verbrechern stehe.
Dennoch – um völlig bei der Wahrheit zu bleiben: ich vermisse meinen Beruf so sehr, dass es mich nachts nicht schlafen lässt, und wer weiß …, vielleicht werde ich, wenn man mich im richtigen Moment „erwischt“, doch wieder ermitteln. Privat. Ohne Dienstvorschriften.
Ich habe so eine Ahnung, dass wir im März mehr wissen. 😉
Ich wünsche euch einen tollen Tag.
Viele Grüße
euer
Max